Mit freundlicher Genehmigung von den Gurkendieben

Vielen Dank Sophia für diesen tollen Text der mir so aus dem Herzen spricht! 

Lieber Mensch,

ich möchte dir etwas erzählen. Worte, die mir schon seit Langem auf der Seele brennen. Worte über das Leben, Worte über das Sterben. 
Bist du der Halter eines Tieres? Oder wohnen bei dir sogar mehrere Tiere?

Wann hast du dich dazu entschieden, die Verantwortung zu übernehmen und ein Tier in dein Leben zu lassen? Wie fühltest du dich, als du dein Tier zum ersten Mal gesehen hast? Bist du stolz gewesen? Verliebt, entzückt? Begeistert, aufgeregt? 
Hast du dein Tier beobachtet, brachte es dich zum Lachen?

Du hast ein Tier gekauft, irgendwo. Da fragte auch niemand, in welche Hände dieses Tier kommen würde. Ob das Tier es gut haben wird, und ob du dieses Tier ein Leben lang begleiten wirst. 
Du bist alles, was dieses Tier hat. Du bist alles für dieses Tier, denn du entscheidest über Leben (und dessen Qualität) und den Tod. 
Du hast die Macht. Du entscheidest, wie viel Platz das Tier hat, ob es einen Artgenossen bekommt, welches Futter es bekommt – und ob es überhaupt regelmäßig Wasser und Futter erhält und ob es sauber oder in seinem Kot schlafen muss – du entscheidest, wie viel Geld, Zeit und Liebe du investieren wirst. Es ist allein deine Entscheidung. Dein Tier ist in deiner Obhut, es ist dir ausgeliefert, es ist abhängig von dir und deinen Launen. Es ist abhängig von deiner Gnade. 
Das Tier kann sich nicht aussuchen, zu welchem Menschen es kommt. Ob es zu einem Menschen kommt, der es bedrängt, der es ignoriert, oder der es respektiert.

Es gibt so viele verschiedene Arten von Menschen, und ich glaube mittlerweile nach über 10 Jahren Vermittlungsarbeit, dass ich fast jede Art von Mensch kennenlernen durfte.

Die Liebevollen, die Aufopferungsvollen und Sensiblen. Die, die mitleiden, wenn ihr Tier krank ist. Diejenigen, die sich informieren, die sich und ihr Handeln hinterfragen. Die, die ihr Tier sehen – und zwar mit dem Herzen. Die Menschen, die fühlen und verstehen.

Dann gibt es die Tierquäler, die frei von Empathie sind. Sie verspüren Freude oder Genugtuung, wenn sie das ihnen ausgelieferte Tier quälen können.

Dann gibt es die Ignoranten und Egoisten. Diese Menschen sind gut getarnt, denn sie können dir sagen, dass sie ihr Tier so sehr lieben, während sie im Grunde blind sind. Die, die nichts verbessern möchten. Die, die ihr Tier vergessen, Krankheiten nicht sehen oder die Fütterung ab und zu vergessen. Die, die nicht wissen (wollen), dass das Tier eine Seele hat. Die, die die Zeit nicht aufbringen können oder wollen. Weil das Tier diese Zeit und diesen Umstand im Grunde nicht wert ist. 
Die Menschen, die ihren Müll wegwerfen, sobald es unbequem wird. Wenn es anstrengend wird, teuer, zeitintensiv. Wenn das Interesse verkommt und man anderes wichtiger findet. Wichtiger als ein Leben. Wichtiger, als die Würde und Unversehrtheit eines lebenden Wesens. Diese Menschen setzen ein Maß für Wichtigkeit, für Wertigkeit. Sie stufen das Leben herab und machen es in ihren Augen wertlos.

An die Menschen dieser Kategorie... habt ihr vergessen, dass ein Versprechen etwas wert sein sollte? Sagt mir, wann habt ihr euch dazu entschieden, euer Tier nicht mehr anzusehen? Wann war der Zeitpunkt, als ''das alles'' euch keinen Spaß mehr brachte? Wann habt ihr euch dazu entschieden, dass euer Tier leiden soll (oder darf?), während es sich in eurer Obhut befand? Ihr tragt die Verantwortung.

Mich haben in meinem Leben schon so viele Tiere begleitet. So unendlich viele Tiere, so viele Namen und Geschichten. So viele Tränen, die ich vergoss. So viele Lacher, so viel Freude. So viel Wut und Machtlosigkeit. 
Und ich habe weiß Gott schlechte und unbequeme Erfahrungen gemacht, Anstrengungen und Scham auf mich genommen. Aber ich würde mich nie für den einfachen Weg entscheiden. Denn ich habe ein Versprechen gegeben, als ich ein Tier bei mir aufnahm. Auch, wenn dieses Tier ''notgedrungen'' Zuflucht bei mir fand. Wenn es einen Koffer voll Leid mitbrachte, und ich am Anfang gar nicht verstand, was zu tun war. Wenn ich zunächst graben und buddeln musste, um den wahren Schatz zu finden... die wahre Seele... unter all dem Staub und all dem Leid. Aufgeben war nie eine Option.

Ich ging den Weg, auch wenn er holprig und steinig war. Weil das Tier es wert ist, weil ich es ihm schuldig bin.

Ihr Menschen, überlegt es euch, ob ihr ein Tier versorgen könnt und wollt. Denkt vorher nach. Seid ihr bereit, dem Tier ein würdevolles Leben zu bereiten? 
Seid ihr auch bereit, das Tier zu begleiten, wenn es schwierig wird? Wenn es krank und alt wird? Wenn es mehr Aufmerksamkeit benötigt – und euch vielleicht öfter traurig macht, als dass es euch fröhlich macht?

Es ist sehr viel wert, ein Tier in seinen letzten Momenten zu begleiten. 
Es ist traurig. Es ist schwer. Denn jedes Tier, dass du begleitest, nimmt ein Stückchen deines Herzens mit und hinterlässt eine kleine Lücke. Aber dieses Tier schenkt euch tausende wichtige Momente und Erfahrungen. 
Und ich kann es nur immer wieder sagen. Eine Euthanasie ist der letzte und der wichtigste Freundschaftsdienst, den ihr eurem Tier erweisen könnt.

Und wenn man nicht bereit ist, diesen Weg von Anfang bis Ende zu gehen, mit all seiner Konsequenz – dann sollte man überlegen, was das Wort ''Freundschaft'' für einen bedeutet.

Nicht die Tiere sorgen dafür, dass mir die Kraft fehlt. 
Die Menschen, die den Tieren sowas antun, sorgen dafür. 
Und du, Mensch, der das hier liest... dein Umgang mit deinem Tier entscheidet, zu welcher ''Sorte'' du gehörst.

Und diese letzten Worte sind den Tieren gewidmet, die einst – vielleicht für nur kurze Momente – geliebt wurden. Die ausgesucht... und dann irgendwann vergessen wurden. Die Tiere im Schatten. Die Tiere, die keinen Namen haben. Die Kinderzimmertiere, die Weggeworfenen oder Ausgesetzten, die Oster- oder Weihnachtsgeschenke, die Tiere, die wegen ''Zeitmangel'' oder ''Desinteresse'' abgegeben wurden. 
Für die Tiere, die nicht überlebt haben. 
Ihr seid mehr wert.

Danke.

Von Sophia 
und allen Gurkendieben 


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